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Syr-Daria

Die Ansiedlung bis 1890 könnte man im Vergleich zu der von 1891/92 für schwach halten. Wegen der Mißernte in den meisten europäischen Teilen Rußlands machten sich die Bauern massenhaft auf die Suche nach neuen Wohnorten. Im Gebiet Syr-Darja kamen im Verlauf dieser beiden Jahre zu den bis dahin existierenden 20 Siedlungen noch 17 Neusiedlungen hinzu. Die Zahl der Ansiedler betrug dort schon 2.560. Die Erfolge der ersten Kolonisten gaben anderen Aussiedlergruppen ein Beispiel. Die Ansiedlung in den unbebauten Gebieten, die Kolonisierung des Ackerlandes, ging sehr schnell vonstatten. Im Gebiet Syr-darja stieg die Zahl der Höfe zwischen 1868 und 1879 auf 19.115 und die Bevölkerungszahl um 40%. In den Gebieten Turkestan, Tschimkent und Aulieta verdoppelte sich die Einwohnerzahl und in Chudschand stieg sie um 68%.

Samarkandgebiet

In der im Samarkandgebiet gelegenen Region Chudschand entstanden am linken Ufer des Syr-Darjas in der Golodni-Steppe allmählich acht russische Siedlungen: Nikolaewski, Konnogwardejski, Romanowski, Nadeschdenski, Obetowannij, Werchne-Wolhynski, Nischne-Wolhynski und Saporoschski. Die Mehrheit der Bewohner Turkestans waren orthodoxe russische Bauern. Nur in Aulieta (heute Dschambul) gab es 266 deutsche Höfe von Lutheranern und Mennoniten und in Chudschand wohnten in den Siedlungen Werchne-Wolhynski und Nischne-Wolhynski einige Baptistenfamilien (Fallen, 1910, 282; Tursunow, 1976, 86).

Allgemeine Wehrpflicht als Grund für die Übersiedling nach Turkestan

Für die Deutschen war die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht ein Grund, nach Turkestan zu kommen. Die mennonitische Bevölkerung an der Wolga entschied, sich in dieser Region anzusiedeln, weil es dort keine Wehrpflicht gab (Ehrlich, 1988,79). Bei der Ansiedlung der Mennoniten spielte der Generalgouverneur von Kaufmann eine große Rolle. Er hatte persönlich den Zaren Alexander II. gebeten, deren Ansiedlung zu erlauben und sie nicht weit von Taschkent unterbringen zu dürfen (Bartsch, 1907, 8). Die ersten deutschen Siedler kamen also Ende des vor-vorigen Jahrhunderts nach Turkestan. In den südlichen Teil Tadschikistans kamen die deutschen Ansiedler laut Pjatowa (Pjatowa, 1981, 94) in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts. Damals arbeitete Tadschikistan auf Wirtschaftswachstum und Nutzung bis dahin unbebauten Ackerbodens hin. Für die Verwirklichung dieser Ziele brauchte die Republik qualifizierte Fachleute und Arbeiter.


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