Einem "tadschikischen" Bären begegnet man in Berlin nicht jeden Tag. So ein Bär steht nun seit dem 20 Juni vor dem Brandenburger Tor mit seinen "Kumpels" aus mehr als 130 Länder der Welt im Rahmen einer Aktion für mehr Toleranz, die die Firma "Buddybär" veranstaltet hat. Da sind die GUS-Länder dick vertreten. Man findet dort auch die Bären aus Rußland, Ukraine, Kasachstan und Weißrußland. Geschöpft wurde der tadschikische Bär, der eine Tracht von "Masharabos" (Schauspieler des traditionellen tadschikischen Straßentheaters) trägt, von einer tadschikischen Malerin Swetlana Frank (geb. Tursunova). Seit 12 Jahre lebt die Tochter eines tadschikischen Töpfers, von dem sie die traditionellen orientalischen Motive vererbte, die sich ständig in ihren Werken wiederholen, in Berlin.
Swetlana hat im Jahre 1972 eine Kunstschule in Duschanbe abgeschlossen, als Kunstredakteur bei den Zeitungen und Zeitschriften Tadschikistans, beim Tadschikischen Fernsehen gearbeitet. Im letzten Jahr vor der Ausreise malte sie für die Kinderzeitschrift "Tschaschma" (Quelle). Zur Zeit arbeitet die Schöpferin des tadschikischen Bärens in der "Theaterwerkstatt Pankow" als Theatermalerin und Kunstlehrerin. Von der Idee ihren Bären als ein "Masharabos" darzustellen wurde sie schnell ergriffen, obwohl sie noch davor überlegte, ob sie den "tadschikischen" Bären, wie es der bekannte Volkskünstler Tadschikistans Khalilov machte, als ein phantastisches Märchentier bemalen solle. Dann wurde ihr klar, daß der Bär als ein echter Tadschike für alle erkennbar sein müßte. Vermittelte die Malerin für die Aktion "United Buddy Bears", die unter der Patronage von Klaus Wowereit und UNISEF Botschafterin Sabine Christiansen durchgeführt wird, über Tadschikische Botschaft die "Deutsch-Tadschikische Gesellschaft e.V." (DTG), die seit kurzem in Berlin existiert. Mit der Aufgabe einen "Bärendienst" für Berlin zu leisten war Swetlana sofort einverstanden. Und das ist ein kleines, aber bedeutungsvolles Beispiel was die "Tadschikien" (sprich Deutsch-Tadschikische Gesellschaft) in Deutschland überhaupt können und schon erfolgreich machen.
Unser „Safar“ (sieh vorherige Seite) bekam ein „Söhnchen“ namens Daler. Auf der Versteigerung an 05.11.02 hat sich jemand so in unseren Bären verliebt, daß unbedingt ihn kaufen wollte. Das klappte leider nicht und da bei „jemand“ die „Liebe auf ersten Blick“ lies nicht nach, bekam Swetlana Frank Auftrag, einen anderen Bären zu gestalten. Der „Junge“ fuhr am 1.03.03 nach Düsseldorf und wohnt jetzt dort und wartet auf die Geburt von genauso hübschen Brüdern und Schwestern. Bestellungen sind an die Web-Seite von Malerin zu richten.
Tadschikische Familien sind in der Regel kinderreich, 5-6 Kinder in der Familie sind keine Seltenheit. Viel Nachwuchs bedeutet viele Sorgen und Kummer - jedes Kind ständig im Auge zu behalten ist eine unmögliche Aufgabe. Wäre es nicht schön diese Aufgabe dem Gott zu überlassen, wenn es Eltern gerade an Zeit mangelt? Und damit der liebe Gott auch genau weis, auf wen er aufpassen soll, ziehen die tadschikischen Eltern ihren Kinder grelle, bunte Kleider an. Mit der Zeit wurde in Tadschikistan ein ganzes System ausgearbeitet, nach dem die Bekleidung für Kinder gestaltet wurde. Alle Gestaltungselemente sollten dem Schutz vor Krankheiten, Unglück und bösen Geistern dienen. Die Kleidungsstücke wurden aus Stoffresten zusammengenäht, dabei entstand eine Art "Patchwork" aus geometrischen Figuren und symbolischen Mustern. Die verschiedenen Elemente wurden einzeln angefertigt, und später wie eine Flickendecke zusammengenäht. So entstanden Kleidungsstücke mit großen Mustern, die besonders kleine Kinder wie große bunte Blumen oder Schmetterlinge aussehen ließen.
Bei der Gestaltung des Bären wurden die am meisten verbreiteten Elemente benutzt, die in der Kleidung der Tadschikischen Kinder vorkommen. Die Rot-Weißen "blitzartigen" Muster imitieren die typische tadschikische Seide. Das dreieckige Tuch, das um die Taille gebunden wird, um damit den Chapan (Den tadshcikischen Mantel) zusammenzuhalten, wird mit traditionellen Blumenmustern bestickt, bei denen jedes Element eine tiefere Bedeutung hat. Auch das Einbinden von Texten mit Glückwünschen ist bei diesen Stickereien Tradition.
Auf dem Kopf trägt der Bär eine Patchwork-Kappe mit einem dreieckigen Schutzamulett. Die Patchwork-Muster an den Seiten haben alle eine bestimmte Bedeutung. Zum Beispiel bedeuten Dreiecke, die in einer Reihe zusammengenäht sind, Zielstrebigkeit. Zwei Dreiecke, die mit den Spitzen zu einander gedreht sind, symbolisieren das Erreichen der gesetzten Ziele. Ein Quadrat, umrahmt von Dreiecken, steht für Familie und Schutz, der von allen Seiten kommt, Vereinigung. Der Bär wurde so gestaltet, daß es auf jeder Seite etwas interessantes zum Betrachten gibt. Die tadschikischen Seidenmuster waren schon immer ein beliebter Blickfang, da man sich leicht in das Muster vertieft, den sich wiederholenden Linien folgt, und entdeckt, wie ein Muster in das andere übergeht.
Die Farben sind ähnlich, wie bei impressionistischen Bildern. Schwarz kommt jedoch absichtlich nicht in den Farben der Kleidung vor - der tadschikische Aberglaube besagt, das für Kindersachen so wenig wie möglich schwarze Elemente verwendet werden sollten, symbolisch für ein helles und farbenfrohes Leben, das man ihnen wünscht.